Ein Spagat treibt wohl jedem, der oder die ihn unerprobt versucht Schmerzenstränen in die Augen. Gut gedehnt und oft genug geübt wird er jedoch zum Kinderspiel. So auch der Spagat,
Ein Spagat treibt wohl jedem, der oder die ihn unerprobt versucht Schmerzenstränen in die Augen. Gut gedehnt und oft genug geübt wird er jedoch zum Kinderspiel. So auch der Spagat, der The Pioneers aus Köln zwischen der akustischen Songschreibertradition der späten 1960er-Jahre und der Zukunft gelingt. Jedem der 11 Songs ihres Debütalbums BRONCO hört man an, dass der Blick stets nach vorne gerichtet ist, während aus der Zuneigung für Bob Dylan, Neil Young, Joni Mitchell und Co. kein Geheimnis gemacht wird. Die Tracks der Pioneers konnten jedoch auch nicht ohne die Liebe zum Indie der 80s und 90s, ohne die Hingabe zu elektronischer Musik und ohne einen klaren Blick aufs Hier und Jetzt entstehen. Musikalisch und lyrisch manifestiert sich diese Mischung zunächst in einer Platte, auf der Akustikgitarren den Sound dominieren. Dabei sind es aber die Synthflächen auf ‚If I Had the Heart‘, das entrückte Klavier in ‚Picked up a Berry‘ oder die Orgel, die sich an die Chöre von ‚Anyway Much Better‘ anschmiegt, die The Pioneers von dem Schicksal, einfach eine weitere gute Folkcombo zu sein, trennen. Auf BRONCO schwingt stets der Wunsch oder vielmehr die Überzeugung mit, dass sich das Morgen lohnt; es sind lebensbejahende Songs – aber nicht ohne das richtige Quantum an Melancholie. Es ist, als würden die Ecken und Kanten der einzelnen Songs – und auch dieser Welt – von den Wellen ausgewaschen, während man die Lieder hört. Der Klang der Kölner Band, die im Jahr 2015 zum ersten Mal als The Pioneers eine Bühne betrat, beruhigt ungemein, aber eine Spur Unbehagen bleibt, und du fragst dich, ob die ‚Young Geese‘ jemals ihre Bestimmung erreichen werden, ob der Erzählende wirklich beginnt, sich ‚much better‘ zu fühlen, während die Musik alle Türen offenhält, dass er von ganz dunklen Gefilden angezogen werden könnte. Sind die Lichter ein kleines bisschen zu ‚blue‘, um Helligkeit zu spenden? Neben dem Respekt, den The Pioneers für unerschütterliche Größen wie David Crosby, John Cale oder Tim Hardin zeigen, wird man von der Band in diese ganz andere, unbekannte Zeit geführt und lernt, dass Vertrauen auf Altbewährtes und Offenheit für das Ungewisse eine ziemlich gute Kombination sind. Eintritt 10 € Leif Schöneboom Git / Vox Felix Hedderich Keys / Vox Tim Rohde Bass / Vox Mario Radisic Vox / Git
Café AKA 103 der RUHRWERKSTATT
Akazienstraße 103, 46049 Oberhausen